Der Wettbewerb um diese Drittmittel von Ministerien und Förderorganisationen wird zunehmend zu einem dominierenden Faktor in Wissenschaft und Forschung und umfasst inzwischen große Teile der Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Dies geht aus dem neuen „Förderatlas 2012“ hervor, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) am Donnerstag, dem 24. Mai 2012, gemeinsam mit der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft in Berlin vorstellte.
Mit dem „DFG-Förderatlas“ schreibt die zentrale Forschungsförderorganisation in Deutschland ihr seit 1997 in fünf Ausgaben erschienenes „DFG-Förder-Ranking“ unter neuem Namen fort. Inhaltlich und mit zahlreichen Tabellen, Grafiken und Karten auch visuell erweitert, will der Förderatlas noch umfassender und detaillierter Auskunft geben über die öffentliche Finanzierung der Forschung in Deutschland sowie die damit ermöglichten Forschungsprofile und -schwerpunkte.
Die stark gestiegene Bedeutung von Drittmitteln und den immer intensiveren Wettbewerb um diese verdeutlicht der Förderatlas anhand verschiedenster Kennzahlen aus den Statistiken der DFG und zahlreicher weiterer nationaler und internationaler Forschungsförderer: Demnach sind die laufenden Grundmittel der Hochschulen in Deutschland zwischen 1998 und 2010 nur moderat angewachsen, nämlich von 12,6 auf 15,5 Milliarden Euro. Dies entspricht einer Steigerung von 23 Prozent. Die von den Hochschulen im Wettbewerb eingeworbenen Drittmittel stiegen im selben Zeitraum dagegen um mehr als 100 Prozent von 2,5 auf über 5,3 Milliarden Euro an. Damit hat sich die „Drittmittelquote“, also der Anteil der Drittmittel an der Gesamtfinanzierung der Hochschulen und ihrer Forschungen, in nur gut einem Jahrzehnt von 16 auf 26 Prozent erhöht.
Der größte Teil der inzwischen weit über 5 Milliarden Euro an Drittmitteln stammt dabei aus nur drei Quellen: der DFG mit ihren zahlreichen Förderprogrammen von der Einzelförderung über große Forschungsverbünde wie Sonderforschungsbereiche und Forschergruppen bis hin zu den Exzellenzclustern im Rahmen der Exzellenzinitiative, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und anderen forschungsfördernden Ministerien des Bundes sowie der Europäischen Union mit ihren Forschungsrahmenprogrammen und dem 2007 gegründeten European Research Council (ERC). Mehr als 60 Prozent aller Fördergelder erhalten die Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland von diesen drei Geldgebern – über 35 Prozent dabei alleine von der DFG. Damit ist die DFG weiter der größte und wichtigste Drittmittelgeber in Deutschland. Ihr Gesamtanteil hat sich gegenüber den späten 1990er-Jahren jedoch kaum verändert, denn da die Drittmittelförderung insgesamt stark angewachsen ist, ist auch die DFG trotz ihrer kontinuierlichen Etaterhöhungen und Sonderprogramme mit dem Markt der Drittmittelförderung gewachsen, aber nicht in diesem Markt.
Um die Drittmittel konkurrieren immer mehr Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen: So hatten zwischen 1991 und 1995 – dem Zeitraum, der im ersten DFG-Förder-Ranking abgebildet wurde – 89 Hochschulen erfolgreich Fördergelder bei der DFG eingeworben. Zwischen 2008 und 2010 – dem Berichtszeitraum des Förderatlas – waren es 186, also mehr als doppelt so viele Hochschulen wie vor weniger als 20 Jahren. Hinzu kommen aktuell 433 außeruniversitäre Einrichtungen, an denen mit Fördergeldern der DFG geforscht wird.
Dieselbe Entwicklung lässt sich auch an den am Wettbewerb beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ablesen: Zwei von drei Professorinnen haben zwischen 2006 und 2010 mindestens einen Förderantrag bei der DFG gestellt. Besonders ausgeprägt ist der Wettbewerb in der Biologie, Chemie und Physik und den Geowissenschaften – hier beantragten jeweils über 90 Prozent aller Professorinnen und Professoren DFG-Mittel. In den Geistes- und Sozialwissenschaften waren es 45 Prozent. Und so wie als Antragsteller sind immer mehr Wissenschaftler auch als Gutachter an der Vergabe von Drittmitteln beteiligt: Etwa jede zweite Professorin und jeder zweite Professor an den deutschen Universitäten hat zwischen 2006 und 2010 mindestens einmal an Begutachtungen von DFG-Anträgen mitgewirkt.
Weitere Informationen
Den „Förderatlas 2012“ finden Sie hier.
Quelle: kisswin.de