Tag Archives: Deutschland

[Neuer Wochenbericht] DIW Berlin: Chancengleichheit in Deutschland | Unsicherheit und Investitionsentscheidungen

Wenig Chancengleichheit in Deutschland: Familienhintergrund prägt eigenen ökonomischen Erfolg
Daniel D. Schnitzlein

Die Sicherstellung von gleichen Lebenschancen ist ein Ziel, das seit vielen Jahren alle westlich geprägten demokratisch verfassten Gesellschaften teilen. Obwohl alle Bürger formal über gleiche Rechte verfügen, sind auch in Deutschland die Chancen für individuelle Lebensverläufe je nach familiärem Hintergrund unterschiedlich und prägen damit das Muster der sozialen Ungleichheit. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen anhand neuer methodischer Verfahren, dass der Einfluss des Familienhintergrundes auf individuelle Arbeitseinkommen, Familieneinkommen, Stundenlöhne sowie Bildungserfolg in Deutschland im internationalen Vergleich beachtlich hoch ist: 40 Prozent der Ungleichheit im individuellen Arbeitseinkommen werden durch den Familienhintergrund erklärt. Beim Bildungserfolg liegt der Erklärungsbeitrag der Herkunft sogar über 50 Prozent. Im internationalen Vergleich ist die Chancengleichheit in Deutschland damit auf einem ähnlich niedrigen Niveau wie in den USA und signifikant geringer als in Dänemark.

DIW Wochenbericht 80(2013) Heft 4 ; S. 3-9

Wenn sich Warten lohnt: Der Effekt von Unsicherheit auf Investitionsentscheidungen
Paul Viefers

Das amerikanische Politmagazin Foreign Policy befragte zwischen August und September 2012 insgesamt 62 bekannte US-Ökonomen, worin sie die Hauptursache für die schleppende Erholung des Arbeitsmarkts sehen. Am häufigsten genannt wurde “Unsicherheit” (31 Prozent). Was ist mit diesem Begriff konkret gemeint? Und weshalb spielt er eventuell eine wichtige Rolle? Eine aktuelle Studie des DIW Berlin geht dem Effekt von Unsicherheit auf Investitionsverhalten von Individuen in einem Verhaltensexperiment nach. Die Auswertung legt nahe, dass Individuen oder Haushalte schon auf geringe Unsicherheit mit Zurückhaltung reagieren.

DIW Wochenbericht 80(2013) Heft 4 ; S. 11-16

Der Link zum Heft

HSU: Öffentliche Ringvorlesgung 2013: Rechtsextremismus in Deutschland

Vor dem Hintergrund aktueller politischer Entwicklungen veranstaltet der Arbeitskreis Interkulturelle Bildung an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg (AK-IKB) in Zusammenarbeit mit der Fakultät GeiSo, dem Studentischen Konvent, dem Studentenbereich und dem ISA-Zentrum in den kommenden Monaten eine spannende öffentliche Ringvorlesung zum Thema

„Systematisch verharmlost? Rechtsextremismus in Deutschland“,

zu der wir Sie ganz herzlich einladen!

In sechs Veranstaltungen werden aktuelle rechtsextremistische Tendenzen in Deutschland beleuchtet. Besondere Schwerpunkte liegen auf der verschleppten Aufklärung der NSU-Morde durch die Sicherheitsbehörden, auf der Verbreitung rechter Orientierungen im akademischen Feld sowie auf Interventionsstrategien. Eine Lesung der Künstlerin Esther Bejarano, die nicht nur als Zeitzeugin des Holocaust, sondern auch für ihr entschiedenes Engagement gegen jede Form von Rassismus und Rechtsextremismus bekannt ist, schließt die Vortragsreihe ab.

Die Vorträge finden jeweils dienstags, 18.15 – 19.45 Uhr an der Helmut-Schmidt-Universität, Holstenhofweg 85 im Thomas-Ellwein-Saal
(Mensagebäude) statt:

5. Februar 2013
Bernd Wagner (Berlin): Rechtsextremismus und Rechtsradikalismus in Deutschland: Überblick über Geschichte und aktuelle Tendenzen

5. März 2013
Dr. Alexandra Kurth (Gießen): „Ein ‚Mangel’ hinsichtlich der Abstammung ist schlechterdings nicht ausgleichbar“: Rassismus und völkisches Denken in der Deutschen Burschenschaft

9. April 2013
Claus-Peter Sesín (Hamburg): Von Galton zu Sarrazin: Rassistische und eugenische Denkweisen im Diskurs akademischer Eliten

7. Mai 2013
Dr. Mehmet Gürcan Daimagüler (Berlin): Das Versagen der Sicherheitsbehörden im NSU-Komplex: defekte Sicherheitsarchitektur, individuelles Versagen oder institutioneller Rassismus?

4. Juni 2013
Dr. Heike Radvan (Berlin): Geschlechterreflektierende Prävention gegen Rechts

25. Juni 2013
Esther Bejarano (Hamburg): „Wir leben trotzdem“ – vom Mädchenorchester in Auschwitz zur Künstlerin für den Frieden (Lesung)

Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.hsu-hh.de/ikvb/index_EBOcECxdmmYbE7XQ.html

Wir freuen uns auf Ihr Kommen und spannende Diskussionen!

Managerinnen-Barometer 2013: Frauenanteil in Spitzenpositionen deutscher Unternehmen steigt leicht

Managerinnen-Barometer 2013:
Frauenanteil in Spitzenpositionen deutscher Unternehmen steigt leicht

Mit Frauen besetzte Vorstands- und Aufsichtsratsposten sind nach wie vor eher selten – Größere Zuwächse bei den DAX-30-Unternehmen

Der Frauenanteil in Aufsichtsräten und Vorständen großer deutscher Unternehmen ist 2012 etwas gestiegen, verharrt aber weiterhin auf niedrigem Niveau. Das ist das Ergebnis des Managerinnen-Barometers 2013 des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Demnach waren die Vorstandspositionen der gemessen am Umsatz 200 größten deutschen Unternehmen Ende 2012 zu einem Anteil von vier Prozent mit Frauen besetzt, was einem Anstieg von einem Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr entspricht. „Insgesamt waren die Zuwächse zu gering, fanden bei zu wenigen Unternehmen statt und basierten auf zu geringen Ausgangswerten, um etwas an der überwältigenden männlichen Dominanz in Vorständen und Aufsichtsräten zu ändern“, sagt DIW-Forschungsdirektorin Elke Holst. Insgesamt müsse sich die Kultur für Frauen in Führungspositionen weiter verbessern.

Frauenanteile in Aufsichtsräten höher als in Vorständen

Etwas dynamischer war die Entwicklung bei den DAX-30-Unternehmen: Dort stieg der Frauenanteil im Vorstand von 3,7 auf 7,8 Prozent. Dies dürfe jedoch nicht mit der allgemeinen Entwicklung gleichgesetzt werden, so die beiden Studienautorinnen Elke Holst und Julia Schimeta: „Zum einen handelt es sich nur um 30 Unternehmen, und dort sind geringe Veränderungen natürlich mit größeren prozentualen Anteilen verbunden. Zum anderen stehen diese Unternehmen auch verstärkt im Fokus der Öffentlichkeit und sehen sich so mit einem höheren Handlungsdruck konfrontiert.“ Eine reine Männerdomäne bleiben die Vorstandsvorsitze: Schon seit Jahren wird kein einziges Dax-30-Unternehmen von einer Frau geführt, dies hat sich auch 2012 nicht geändert.

Im Finanzsektor stellen Frauen zwar die Mehrheit der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, an der Spitze sind sie aber nach wie vor stark unterrepräsentiert. Bei den 100 größten deutschen Banken und Sparkassen gibt es lediglich 4,2 Prozent Frauen im Vorstand, was einem Zuwachs von einem Prozentpunkt gegenüber dem Jahr 2011 entspricht. Bei den Versicherungen liegt der Anteil mit 5,7 Prozent nur unwesentlich höher.

Grundsätzlich stärker vertreten sind Frauen in Aufsichts- und Verwaltungsräten. Bei den Top-200-Unternehmen waren vergangenes Jahr 12,9 Prozent der Aufsichtsgremien weiblich besetzt, bei den Dax-30-Unternehmen lag der Anteil mit 19,4 Prozent sogar noch etwas höher. „Das liegt vor allem an den Arbeitnehmervertretungen, die noch immer häufiger als die Eigentümerseite Frauen in Aufsichtsräte entsenden“, erklärt Holst. Anteilig mehr Frauen als im Vorstand sind auch in den Aufsichtsräten im Finanzsektor zu finden: Dort waren zum Jahresende 17,8 Prozent der Aufsichtsräte bei Banken und Sparkassen Frauen, bei den Versicherungen 15,3 Prozent.

Derzeitige Anstrengungen würden für gesetzliche Frauenquoten nicht ausreichen

Im internationalen Vergleich liegt Deutschland in der Rangliste der Mitgliedsländer der Europäischen Union auf Rang 6, knapp über dem Durchschnitt. Die Spitzenreiter Finnland, Lettland und Schweden liegen jedoch in relativ weiter Ferne. Das Land mit dem größten Frauenanteil in den höchsten Entscheidungsgremien, Norwegen, realisierte sogar eine annähernd drei Mal so hohe Frauenquote wie Deutschland.

Auch deshalb fordern die DIW-Expertinnen verstärkte Anstrengungen. „Sollen in den Aufsichtsräten großer Unternehmen die politisch wie öffentlich vielfach geforderten Anteile von 30 beziehungsweise 40 Prozent Frauen in absehbarer Zeit umgesetzt werden, sind deutlich größere Schritte als bislang notwendig“, betonen Holst und Schimeta. Das laufende Jahr sei eine gute Gelegenheit, die Frauenanteile vor allem in Aufsichtsräten angesichts zahlreicher Neu- und Wiederbesetzungen weiter zu erhöhen. Zudem müsse sich die Kultur für Frauen in Führungspositionen weiter verbessern, so DIW-Forschungsdirektorin Holst: „Viele Frauen, die in Führungspositionen kommen, treffen auf Standards männlicher Lebensrealitäten wie sehr lange Arbeitszeiten. Mit diesem Pensum können aber weder Frauen noch Männer Familie und Beruf vereinbaren“, sagt Holst, zeigt sich aber zuversichtlich: “Da inzwischen auch viele Männer immer stärker ihre Kinder aufwachsen sehen wollen, gibt es mittlerweile ein gemeinsames Interesse von Männern und Frauen an einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie.“

DIW Mangerinnen-Barometer

Das DIW Managerinnen-Barometer beobachtet die Trends bei der Besetzung von Spitzenpositionen in großen deutschen Unternehmen durch Männer und Frauen. Seit 2006 wird dazu einmal jährlich die Zahl der Frauen in den Vorständen und Aufsichtsräten der 200 größten deutschen Unternehmen ausgewertet. Später kamen die DAX-30-, M-DAX- und S-DAX-Unternehmen sowie die Beteiligungsunternehmen des Bundes hinzu. Zusätzlich wird die Entwicklung im Finanzsektor, also bei den 100 größten Banken und Sparkassen sowie etwa 60 Versicherungen erfasst.

Link zur Presseinformation

Links zu den Einzelberichten im Wochenbericht 3/2013:

Frauenanteil in Topgremien großer Unternehmen in Deutschland nimmt geringfügig zu: DAX-30-Unternehmen mit größerer Dynamik

Finanzsektor: Männliche Dominanz in Top-Entscheidungsgremien bleibt erdrückend

Frauen in Spitzengremien: Leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr: Sieben Fragen an Elke Holst

[Neuer Wochenbericht] DIW Berlin: Deutsche Industrie | Braunkohleverstromung

Industrielle Entwicklung: Deutschland und Frankreich driften auseinander
Karl Brenke

In der Europäischen Union wie in der Eurozone hat die volkswirtschaftliche Bedeutung der Industrie in den vergangenen zehn Jahren deutlich abgenommen. In den einzelnen Mitgliedsstaaten verlief die Entwicklung allerdings unterschiedlich, wie sich insbesondere an einem Vergleich von Deutschland und Frankreich zeigen lässt. In Deutschland konnte das verarbeitende Gewerbe seine Position innerhalb der Volkswirtschaft gut behaupten, sodass sich der Strukturwandel hin zu den Dienstleistungen nicht weiter fortsetzte. In Frankreich kam es dagegen zu einer rasanten De-Industrialisierung; der Anteil der Industrie an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung ist dort inzwischen geringer als in Ostdeutschland. In der deutschen Industrie hat die Herstellung technisch komplexer Güter weiter an Bedeutung gewonnen. In Frankreich hatte die Produktion dieser Güter schon früher einen relativ geringen Stellenwert, und im letzten Jahrzehnt ist er noch gesunken. Ein Auseinanderdriften zeigt sich auch bei der Lohnentwicklung und damit bei der preislichen Wettbewerbsfähigkeit: In der Deutschland blieben die Löhne hinter dem Produktionsanstieg zurück, in Frankreich eilten sie ihm dagegen voraus. Entsprechend konnte die deutsche Industrie kräftig auf den Auslandsmärkten expandieren, während die französische beim Exportwachstum das Schlusslicht innerhalb der EU trägt. Beim Fortbestehen nationaler Währungen wären die Folgen der divergierenden Entwicklungen durch Wechselkursanpassungen abgefedert worden, eine Währungsunion erfordert hingegen eine verantwortungsvolle Politik – auch bei der Lohnentwicklung.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 48 ; S. 3-14

Deutsche Industrie stemmt sich gegen die Krise im Euroraum
Dorothea Lucke

Die Industrie in Deutschland hat bis zum dritten Quartal das Produktionsniveau des Vorjahres knapp halten können. Sie stand einer im Jahresverlauf stark rückläufigen Nachfrage aus dem Inland und dem Euroraum und einer leicht steigenden Nachfrage aus dem Nicht-Euroraum gegenüber. Für das Jahr 2012 rechnet das DIW Berlin deshalb mit einem Wachstum der Industrieproduktion von lediglich 0,1 Prozent. Als Stützpfeiler erweisen sich dabei erneut die in Deutschland traditionell starken Branchen des Maschinen- und Kraftwagenbaus, die von einem besonders hohen Nachfrageanteil aus Ländern außerhalb des Euroraums profitieren. Erstmals seit einem halben Jahr wieder verbesserte Geschäftserwartungen lassen zudem darauf hoffen, dass die deutsche Industrie beim Auftragseingang zum Jahresende die Talsohle durchschreiten wird und die Produktion neue Impulse erhält. Für das Jahr 2013 kann dann insgesamt mit einem Produktionswachstum von 2,1 Prozent gerechnet werden.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 48 ; S. 16-24

Abnehmende Bedeutung der Braunkohleverstromung: weder neue Kraftwerke noch Tagebaue benötigt
Clemens Gerbaulet, Jonas Egerer, Pao-Yu Oei, Christian von Hirschhausen

Die Zukunft der deutschen Braunkohle in einer zunehmend von erneuerbaren Energieträgern geprägten Stromwirtschaft wird derzeit kontrovers diskutiert. An allen drei Braunkohlestandorten (Rheinisches, Mitteldeutsches und Lausitzer Revier) gibt es Pläne zum Bau neuer Braunkohlekraftwerke sowie zum Aufschluss neuer Tagebaue. Eine Studie des DIW Berlin kommt zum Schluss, dass der Bau neuer Braunkohlekraftwerke sich aus betriebswirtschaftlicher Perspektive nicht lohnt. Unter Berücksichtigung von Übertragungsnetzrestriktionen sind die deutschen Braunkohlereviere zudem geographisch ungünstig gelegen. Nicht zuletzt erschwert die Nutzung der Braunkohle die Erreichung der CO2-Minderungsziele der Bundesregierung. Mit der Absage an Demonstrationsprojekte zu Abscheidung, Transport und Speicherung von CO2 haben sich frühere Hoffnungen auf eine emissionsarme Braunkohleverstromung zerschlagen. Die planerisch genehmigten Abbaumengen reichen in allen Braunkohlerevieren aus, um die bestehenden Kraftwerke bis ans Ende ihrer Lebensdauer zu versorgen. Daher gibt es keine Notwendigkeit zum Aufschluss neuer Braunkohletagebaue. Aufgabe der Politik ist nunmehr die aktive Begleitung eines zukunftsorientierten Strukturwandels in den betroffenen Regionen.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 48 ; S. 25-33

Der Link zum Heft

[Neuer Wochenbericht] DIW Berlin: Auto-Mobilität | Mindestlohn im Bauhauptgewerbe

Auto-Mobilität : Fahrleistungen steigen 2011 weiter
Uwe Kunert, Sabine Radke, Bastian Chlond, Martin Kagerbauer

Nachdem die Fahrleistungen von in Deutschland zugelassenen Kraftfahrzeugen nach der Jahrtausendwende zunächst kaum noch zunahmen, stiegen sie im Zuge der wirtschaftlichen Belebung nach 2009 sowohl bei Nutzfahrzeugen als auch bei Personenkraftwagen deutlich. Insgesamt lagen die Fahrleistungen der Kraftfahrzeuge im Jahr 2011 höher als je zuvor. Trotz effizienterer Antriebstechnik stagnierte der Kraftstoffverbrauch daher in den letzten Jahren, obwohl die langfristige Tendenz rückläufig ist. Mit einem Anteil von 85 Prozent an den Fahrleistungen bestimmen die Pkw das Bild auf den Straßen. Vor allem private Haushalte fragten Fahrleistungen nach, darunter zunehmend Frauen und ältere Menschen: Mit der zunehmenden Bildungs- und Erwerbsbeteiligung der Frauen stiegen ihr Autobesitz und die Verkehrsleistung. Gleichzeitig behalten Männer und Frauen einen mobileren Lebensstil mit dem Auto im Alter bei. Hingegen ist vor allem bei den Jüngeren eher eine geringere Autonutzung festzustellen. Sie wählen öfter als früher das jeweils am besten geeignete Verkehrsmittel statt ausschließlich mit dem eigenen Pkw zu fahren.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 47 ; S. 3-14
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.411737.de/12-47-1.pdf

Mindestlohn im Bauhauptgewerbe : Beschäftigungseffekte nicht nachweisbar
Kai-Uwe Müller

Die Debatte um einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn in Deutschland hält an. Mittlerweile sind die branchenbezogenen Mindestlöhne umfassend evaluiert worden. In diesem Beitrag werden die empirischen Untersuchungen zu den Lohn- und Beschäftigungswirkungen des Mindestlohnes im deutschen Bauhauptgewerbe diskutiert. Insgesamt konnten kaum Beschäftigungseffekte nachgewiesen werden. Schwierigkeiten bei Evaluationsstudien bereiten die Datenlage sowie die generelle Beschäftigungsentwicklung der Branche; seit Mitte der 90er Jahre ist die Zahl der Arbeitsplätze im Bauhauptgewerbe um die Hälfte zurückgegangen. Aus den bisher vorliegenden Ergebnissen von Evaluationen branchenspezifischer Mindestlöhne lassen sich keine zuverlässigen Einschätzungen über die Beschäftigungswirkungen eines allgemeinen Mindestlohns ableiten.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 47 ; S. 16-21

http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.411741.de/12-47-3.pdf

Der Link zum Heft: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.411735.de/12-47.pdf

[Neuer Wochenbericht] DIW Berlin: Einkommensverteilung | Kinderbetreuung

Höhepunkt der Einkommensungleichheit in Deutschland überschritten?
Markus M. Grabka, Jan Goebel, Jürgen Schupp

Neue Analysen zur personellen Einkommensverteilung in Deutschland auf Basis der Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zeigen, dass die realen Markteinkommen der privaten Haushalte von 2005 bis 2010 deutlich gestiegen sind. Auch bei den realen verfügbaren Einkommen ist ein Zuwachs zu verzeichnen. Parallel dazu hat die Ungleichheit in der Verteilung der Einkommen sowohl in Westdeutschland als auch in Ostdeutschland abgenommen, für Ostdeutschland ist jedoch bei den verfügbaren Einkommen eine weitere Spreizung im unteren Teil der Verteilung zu beobachten. Im Zug dieser Entwicklung ist das Armutsrisiko in Westdeutschland von 2009 auf 2010 leicht gefallen, während es im Ostteil des Landes unverändert blieb.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 43 ; S. 3-15
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.410475.de/12-43-1.pdf

Frühe Förderung und Betreuung von Kindern : bedeutende Unterschiede bei der Inanspruchnahme besonders in den ersten Lebensjahren
Pia S. Schober, C. Katharina Spieß

Von einer frühen Förderung und Betreuung können Kinder und ihre Eltern profitieren. Wir gehen der Frage nach, ob diese Angebote von allen Familien genutzt werden und welche Unterschiede es im Hinblick auf die sozioökonomische Ressourcenausstattung von Familien gibt. Auf der Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) und der Spezialstudie FiD (Familien in Deutschland) vergleichen wir Kinder von Alleinerziehenden, Kinder mit Migrationshintergrund, Kinder in Niedrigeinkommenshaushalten und Kinder von Müttern mit niedrigem Bildungsniveau mit Kindern aus anderen Familien. Es zeigt sich, dass in Gesamtdeutschland mit wenigen Ausnahmen insbesondere jüngere Kinder dieser Gruppen bei der formalen Förderung und Betreuung unterrepräsentiert sind. Bei der Nutzung von nonformalen Angeboten trifft dies teilweise auch auf Kinder im Kindergartenalter zu. Wenn man zusätzliche relevante sozioökonomische Merkmale wie zum Beispiel die Erwerbstätigkeit der Mutter berücksichtigt, erhält man das differenziertere Bild, dass in Westdeutschland insbesondere jene Kinder unter drei Jahren in Kindertageseinrichtungen unterrepräsentiert sind, deren Eltern zu Hause überwiegend nicht Deutsch sprechen. Wenn der Mitgrationshintergrund darüber erfasst wird, ob mindestens ein Elternteil einen solchen Hintergrund hat, findet man nicht mehr, dass diese Kinder eine signifikant geringere Nutzungswahrscheinlichkeit haben. In Ostdeutschland sind Kinder aus Haushalten, die Arbeitslosengeld II empfangen, signifikant unterrepräsentiert. Bei der Nutzung nonformaler Förderangebote sind die Unterschiede noch größer. Diese Angebote werden von Kindern fast aller Gruppen mit einer geringeren Ressourcenausstattung in beiden Altersgruppen signifikant weniger genutzt.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 43 ; S. 17-28
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.410479.de/12-43-3.pdf

Der Link zum Heft: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.410473.de/12-43.pdf

[Neuer Wochenbericht] DIW Berlin: Risiko Staatsanleihen

Reformbedarf in der EU-Bankenregulierung: Solvenz von Banken und Staaten entkoppeln
Johannes Pockrandt, Sören Radde

Jüngste Entwicklungen in Irland, Griechenland und Spanien zeigen: Finanzierungskrisen von Staaten gefährden deren Bankensektoren, Bankenkrisen die Zahlungsfähigkeit ihrer Heimatstaaten. Diese Kopplung von Staats- und Bankensolvenz wird durch den Home Bias im Staatsanleiheportfolio, also die exzessive Investition von Banken in heimische Staatsschuldtitel, noch verschärft. Diesem Zusammenhang tragen weder die geltende europäische Bankenregulierung Rechnung noch die Pläne zur Umsetzung von Basel III in der EU. Beide behandeln Staatsanleihen der Mitgliedstaaten pauschal als risikolose, hochliquide Anlagen und nehmen sie von Eigenkapitalunterlegungen sowie Größenbeschränkungen aus. Die künftige EU-Bankenregulierung sollte dies korrigieren. Dabei könnten EU-Staatsanleihen länderspezifische Risikogewichte erhalten. Zumindest in der Eurozone wäre jedoch eine strikte Beschränkung von Bankinvestitionen auf länderübergreifende staatliche Schuldtitel ohne länderspezifisches Risiko wirksamer. Der Vorzug dieser Reform: Sie ließe sich in verschiedenste Szenarien zur zukünftigen Staatsfinanzierung in der Eurozone integrieren.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 42 ; S. 3-10
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.409796.de/12-42-1.pdf

Vermögensteuer: erhebliches Aufkommenspotential trotz erwartbarer Ausweichreaktionen
Stefan Bach, Martin Beznoska

Infolge eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts wird die Vermögensteuer in Deutschland seit 1997 nicht mehr erhoben. Eine mögliche Wiederbelebung ist seitdem regelmäßig Gegenstand politischer Debatten. Mehrere Bundesländer bereiten dazu derzeit eine Bundesratsinitiative vor. Ein Basisszenario sieht eine Belastung von Privatpersonen (natürliche Personen) sowie von Kapitalgesellschaften und weiterer juristischer Personen mit einem einheitlichen Steuersatz von einem Prozent vor. Für Privatvermögen soll ein persönlicher Freibetrag von zwei Millionen Euro gewährt werden. Das DIW Berlin hat das Aufkommen einer solchen Vermögensteuer untersucht. Weil die Vermögen in Deutschland stark auf das obere Prozent der Bevölkerung konzentriert sind, ergibt sich trotz hoher persönlicher Freibeträge ein beträchtliches Einnahmepotential: Insgesamt verspricht die Vermögensteuer – unter Berücksichtigung von Anpassungs- und Ausweichreaktionen der Steuerpflichtigen – ein zusätzliches Steueraufkommen von 11,6 Milliarden Euro.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 42 ; S. 12-17
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.409800.de/12-42-3.pdf

Der Link zum Heft: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.409794.de/12-42.pdf

[Neuer Wochenbericht] DIW Berlin: Kampf gegen den Menschenhandel

Menschenhandel: Deutschland beim Opferschutz nur Mittelmaß
Seo-Young Cho

Mehr als 2,45 Millionen Menschen sind laut den Vereinten Nationen Opfer von Menschenhandel, die Dunkelziffer ist hoch. Viele Staaten haben deshalb ihre Bemühungen verstärkt, gegen Menschenhandel vorzugehen und den Opfern zu helfen. Das DIW Berlin hat nun den 3P-Index, der die staatlichen Aktivitäten in den drei Feldern strafrechtliche Verfolgung, Opferschutz und Vorbeugung (prosecution, protection and prevention) international vergleichbar macht, aktualisiert. Damit deckt der Index den Zeitraum von 2000 bis 2011 lückenlos ab. Im internationalen Durchschnitt sind die Bemühungen bei der strafrechtlichen Verfolgung am stärksten, und die größten Zuwächse sind im Bereich der Prävention zu beobachten. Die Unterstützung der Opfer ist hingegen in vielen Ländern eine Schwachstelle. Deutschland erfüllt im internationalen Vergleich hohe Standards bei der Prävention und der strafrechtlichen Verfolgung. Beim Opferschutz gibt es allerdings deutliche Defizite, die im vergangenen Jahr noch größer geworden sind.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 39 ; S. 3-12
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.408659.de/12-39-1.pdf

Der Link zum Heft: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.408657.de/12-39.pdf

[Neuer Wochenbericht] DIW Berlin: BRICS

BRICS: Deutschland profitiert vom Wachstum in Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika: Wie lange noch?
Georg Erber, Mechthild Schrooten

Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika – die sogenannten BRICS – weisen im internationalen Vergleich hohe gesamtwirtschaftliche Zuwachsraten auf. Auch während der jüngsten Wirtschaftskrise verzeichneten die meisten BRICS-Staaten noch ein überdurchschnittliches Wachstum. Der deutsche Außenhandel konnte von dieser Entwicklung in besonderem Maß profitieren. Dies gilt vor allem für den Automobilbau und den Maschinenbau. Allerdings könnte die geografische Neuorientierung der deutschen Exportwirtschaft in Richtung auf die BRICS-Länder schon bald an Grenzen stoßen. Zunehmend erweisen sich die institutionellen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen der BRICS als Engpass für ihren wirtschaftlichen Aufholprozess. Bereits im Jahr 2011 hat sich – mit Ausnahme von Russland – die wirtschaftliche Dynamik in diesen Ländern abgekühlt. Die weitere Entwicklung hängt davon ab, inwiefern es den Regierungen der BRICS-Staaten gelingt, die identifizierten Wachstumshemmnisse zu beseitigen.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 34 ; S. 3-9
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.407168.de/12-34-1.pdf

Der Link zum Heft: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.407164.de/12-34.pdf