Tag Archives: DIW Berlin

Neuer Wochenbericht/DIW-Berlin: Babyboomer – Mehr Brüche im Erwerbsleben, weniger Rente

Ostdeutsche Männer um 50 müssen mit geringeren Renten rechnen
Julia Simonson, Nadiya Kelle, Laura Romeu Gordo, Markus M. Grabka, Anika Rasner, Christian Westermeier

Die Lebensläufe der deutschen Babyboomer (geboren zwischen 1956 und 1965) unterscheiden sich deutlich von denen vorangegangener Kohorten. Insgesamt zeigt sich eine zunehmende Vielfalt der Erwerbsverläufe. Insbesondere in Ostdeutschland sind diese von Brüchen geprägt, mit häufigeren oder längeren Phasen der Arbeitslosigkeit. Diese Entwicklung hat Folgen für die Anwartschaften in der Gesetzlichen Rentenversicherung. Insbesondere bei ostdeutschen Männern der Babyboomer-Kohorte fallen die Rentenanwartschaften im Vergleich zu vorangegangenen Kohorten geringer aus. Bei den Anwartschaften ostdeutscher Frauen und westdeutscher Männer ist im Kohortenvergleich dagegen nur eine leichte Abnahme zu beobachten. Die Anwartschaften der westdeutschen Frauen bleiben weitgehend stabil, allerdings auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Inwieweit die stagnierenden beziehungsweise geringeren durchschnittlichen Rentenanwartschaften der Babyboomer- Kohorte durch die wachsende Bedeutung der betrieblichen und der privaten Altersvorsorge ganz oder teilweise kompensiert werden können, lässt sich angesichts der derzeit unzureichenden Datenlage empirisch nicht fundiert abschätzen.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 23 ; S. 3-13
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.402026.de/12-23-1.pdf

Der Link zum Heft: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.402024.de/12-23.pdf

Neuer Wochenbericht/DIW Berlin: Niedriglohnsektor – Befristete Arbeitsverhältnisse

Geringe Stundenlöhne, lange Arbeitszeiten
Karl Brenke

Seit 2006 ist das starke Wachstum des Niedriglohnsektors vorbei, in den letzten Jahren entfielen auf diesen Bereich konstant 22 Prozent aller Arbeitnehmer. Innerhalb des Niedriglohnsektors hat sich in der vergangenen Dekade die Tätigkeitsstruktur nicht verändert. In der gesamten Wirtschaft wird einfache Arbeit jedoch immer weniger benötigt, konzentriert sich immer mehr im Niedriglohnsektor. Unter den gering Entlohnten finden sich relativ viele Teilzeit- und insbesondere geringfügig Beschäftigte. Lediglich die Hälfte der Arbeitnehmer ist in Vollzeit tätig. Diese nehmen angesichts der spärlichen Stundenlöhne lange Arbeitszeiten in Kauf, um überhaupt auf einigermaßen auskömmliche Entgelte zu kommen. Die Vollzeitbeschäftigten im Niedriglohnsektor arbeiten im Schnitt fast 45 Stunden, ein Viertel sogar 50 Wochenstunden und mehr. Der Rückstand zu den monatlichen Durchschnittsverdiensten wird dadurch aber längst nicht wettgemacht. Arbeitszeiten wie bei den Niedriglöhnern gibt es ansonsten nur am oberen Ende der Einkommensskala, also bei den Gutverdienern in Vollzeit. Die Mehrzahl der Teilzeitkräfte, vor allem der Minijobber, würde gern mehr arbeiten und mehr verdienen; hier zeigt sich eine verdeckte Unterbeschäftigung. Die Tätigkeit im Niedriglohnsektor geht nicht automatisch und auch nicht in der Regel mit sozialer Bedürftigkeit einher; lediglich jeder achte wenig verdienende Arbeitnehmer bezieht Leistungen nach Hartz IV. Besonders gering ist der Anteil unter den Vollzeitbeschäftigten im Niedriglohnsektor; bei denen fallen staatliche Leistungen nur dann an, wenn ein größerer Haushalt zu versorgen ist. Auch unter den gering entlohnten Teilzeitbeschäftigten und Minijobbern erhält nur eine Minderheit Sozialleistungen. Meist leben in den Haushalten weitere Erwerbstätige, oder es gibt Einkommen wie Altersrente und private Unterhaltsleistungen.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 21 ; S. 3-12
URL: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.400060.de/12-21-1.pdf

Befristete Beschäftigung hat keinen Einfluss auf die betriebliche Arbeitsproduktivität
Sebastian Nielen, Alexander Schiersch.

Die Befristung von Arbeitsverträgen hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. In der Folge wird auch intensiv über die positiven wie negativen Effekte dieser Beschäftigungsform diskutiert. Die Debatte beschränkt sich jedoch im Wesentlichen auf Arbeitsmarktaspekte und die Auswirkungen für die Betroffenen. Inwieweit eine intensivere Nutzung befristeter Arbeitsverträge die betriebliche Arbeitsproduktivität beeinflusst, ist Gegenstand der hier vorgestellten Untersuchung. Darin zeigt sich, dass es, trotz einiger Indizien für einen negativen Effekt, keinen statistisch belastbaren positiven oder negativen Zusammenhang zwischen dem Anteil befristeter Beschäftigter an der gesamten Belegschaft und der betrieblichen Arbeitsproduktivität gibt.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 21 ; S. 14-17
URL: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.400065.de/12-21-3.pdf

Der Link zum Heft: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.400058.de/12-21.pdf

Neuer Wochenbericht/DIW Berlin: Stromnetze in Deutschland behutsam ausbauen

In Ruhe planen: Netzausbau in Deutschland und Europa auf den Prüfstand
Andreas Schröder, Clemens Gerbaulet, Pao-Yu Oei, Christian von Hirschhausen

Die Modernisierung und der Ausbau der Stromübertragungsnetze schreitet in Deutschland langsam, aber sicher voran. Trotz des Atomausstiegs gibt es kurzfristig also keinen Grund zur Sorge wegen einer potenziellen Netzlücke. In den Jahren 2007 bis 2010 waren die wegen Netzengpässen notwendigen Anpassungsmaßnahmen vernachlässigbar; auch im Winter 2011/12 blieb die Situation dank vorausschauender Systemplanung beherrschbar. Daher können Optionen für die Optimierung, die Verstärkung und den Ausbau des Netzes nun gründlich diskutiert werden, wie dies sowohl im deutschen als auch im europäischen Kontext geplant ist.

In: DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 20 ; S. 3-12
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.399830.de/12-20-1.pdf

Der Link zum Heft: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.399828.de/12-20.pdf

Neuer Wochenbericht/DIW Berlin: Zinsschranke greift trotz Freigrenze

Zinsschranke greift trotz Freigrenze
Hermann Buslei, Laura Brandstetter, Natalie Roetker, Martin Simmler

Die Zinsschranke ist ein Instrument der Unternehmenssteuerreform 2008. Sie soll verhindern, dass international agierende Unternehmen ihre Gewinne über Fremdfinanzierung ins Ausland verlagern. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung sprechen dafür, dass multinationale Unternehmen tatsächlich Gewinne in Niedrigsteuerländer verlagern. Denn der Verschuldungsgrad eines inländischen Unternehmens mit ausländischen Anteilseignern ist umso höher, je niedriger der Steuersatz im Land des Anteilseigners ist. Zudem zeigt sich, dass die Zinsschrankenregelung trotz der Freigrenze von drei Millionen Euro grundsätzlich geeignet ist, die Gewinnverlagerung über Fremdfinanzierung einzudämmen. Zwar ist nur eine geringe Anzahl der Unternehmen mit ausländischen Anteilseignern betroffen, diese weisen jedoch den überwiegenden Teil des investierten Vermögens und damit wahrscheinlich auch der Gewinne auf.

In: DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 19 ; 3-9
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.399301.de/12-19-1.pdf

Der Link zum Heft: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.399303.de/12-19.pdf

Neuer Wochenbericht/DIW Berlin: Deutschland – ein gefragter Forschungsstandort

Internationalisierung der Unternehmensforschung : neue Standorte gewinnen an Bedeutung

Heike Belitz

Deutsche und ausländische Unternehmen haben ihre Forschungsund Entwicklungsinvestitionen in Deutschland in den letzten Jahren beständig gesteigert. Mit gut 45 Milliarden Euro lagen die Aufwendungen im Jahr 2009 um ein Drittel über dem Niveau von 2001. Während die ausländischen Unternehmen ihre Forschungsund Entwicklungsaktivitäten in Deutschland deutlich ausgeweitet haben, stagnierten die Aufwendungen deutscher Unternehmen im Ausland. Insgesamt ergibt sich für Deutschland ein positiver Saldo von vier Milliarden Euro. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Forschung und Entwicklung in großem Umfang aus Deutschland ins Ausland verlagert werden. Die Auslandsforschung deutscher Unternehmen findet immer noch überwiegend in den USA und in den europäischen Nachbarländern statt, zunehmend aber auch in einigen mittel- und osteuropäischen Ländern sowie in China und Südostasien. An den neuen Forschungsstandorten entsteht inzwischen etwa jede zehnte Auslandserfindung deutscher Unternehmen. Allerdings sind die deutschen Unternehmen an den neuen Forschungsstandorten keineswegs aktiver als ihre Wettbewerber.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 18 ; S. 3-9
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.398664.de/12-18-1.pdf

Der Link zum Heft: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.398662.de/12-18.pdf

Neuer Wochenbericht/DIW Berlin: Abgeltungsteuer und Ehegattensplitting setzen Fehlanreize

Effektive Einkommensteuerbelastung: Splittingverfahren in Deutschland begünstigt Ehepaare im Vergleich zu Großbritannien

Stefan Bach, Peter Haan, Richard Ochmann

Für einen internationalen Vergleich der Steuerbelastung ist eine differenzierte Betrachtung der effektiven steuerlichen Belastung nach Gruppen von Steuerpflichtigen von Interesse. Auf Basis des europäischen Mikrosimulationsmodells EUROMOD zeigt diese Studie, dass die effektive Belastung der Einkommensteuer in Deutschland für den Großteil der Steuerpflichtigen geringer ausfällt als in Großbritannien. Dies gilt vor allem für verheiratete Paare. In Deutschland wird die effektive steuerliche Belastung durch das Ehegattensplitting deutlich reduziert, während dieser Effekt in Großbritannien aufgrund der Individualbesteuerung nicht auftritt. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass das Ehegattensplitting ein wesentlicher Grund für die relativ niedrige Erwerbsbeteiligung von verheirateten Frauen in Deutschland ist. Mit einer Individualbesteuerung oder zumindest einer deutlichen Einschränkung der Vorteile des Ehegattensplittings könnten in Deutschland erhebliche Mehreinnahmen bei der Einkommensteuer erzielt werden. Diese könnten dazu verwendet werden, den steilen Anstieg der Grenzsteuersätze im unteren und mittleren Einkommensbereich zu senken.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 17 ; S. 3-9
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.398088.de/12-17-1.pdf

Abgeltungssteuer begünstigt Fremdfinanzierung

Frank M. Fossen, Martin Simmler

Am 1. Januar 2009 wurde in Deutschland die Abgeltungsteuer für Kapitalerträge eingeführt. Einkünfte aus Kapitalvermögen werden seitdem mit 25 Prozent Einkommensteuer zuzüglich Solidaritätszuschlag abgeltend besteuert. Der Steuerzahler kann weiterhin die Anwendung des alten Steuerrechts wählen, wenn es im Einzelfall günstiger ist. Die Abgeltungsteuer führt in der Regel zu einer niedrigeren Besteuerung von Fremdkapital im Vergleich zu Eigenkapital. Auch wenn Deutschland sich damit im internationalen Trend bewegt, verletzt die Abgeltungsteuer das Kriterium der Finanzierungsneutralität und begünstigt die Verwendung von Fremdkapital in Unternehmen, wie eine neue empirische Studie des DIW Berlin belegt.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 17 ; S. 11-14
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.398092.de/12-17-3.pdf

Der Link zum Heft: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.398086.de/12-17.pdf

Workshop: Einführung in die Arbeit mit dem Sozio-Ökonomischen Panel (SOEP)

Institution: Helmut-Schmidt-Universität, Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften & Universität Hamburg, Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Graduate School

Studiengang: Doktorandenweiterbildung

Dozent/in: Marco Giesselmann & Anika Rasner (SOEP am DIW Berlin)

Termin: 7. und 8. Juni 2012 von 10.00 bis 17.00 Uhr

Raum: wird noch bekannt gegeben

Max. Teilnehmerzahl: 20 Personen

Semester-Wochen-Stunden: k.A.

Credit Points: k.A.

Unterrichtssprache: deutsch

Beschreibung:

Der Workshop bietet eine Einführung in die Arbeit mit dem Sozio-Ökonomischen Panel (SOEP). Das SOEP ist eine seit 1984 laufende jährliche Wiederholungsbefragung in Deutschland, mit den Themenschwerpunkten Haushaltszusammensetzung, Erwerbs- und Familienbiographie, Einkommensverläufe, Gesundheit und Lebenszufriedenheit, Persönlichkeit und Kompetenzen. Das Arbeiten mit einem komplexen Längsschnittdatensatz wie dem SOEP bietet viele Möglichkeiten, fordert aber auch spezielle Kenntnisse.

Der Workshop bietet die Möglichkeit, einen fundierten Einblick in das Arbeiten mit dem SOEP zu gewinnen. Grundsätzlich werden Kenntnisse in zwei Bereichen vermittelt: Zum einen wird es ein Überblick über Aufbau und Analysemöglichkeiten des SOEP gegeben. Neben den klassischen Themen des SOEP werden dabei auch die innovativen Module des SOEP (kognitive Tests, Leistungs- und Persönlichkeitsmessung etc.) vorgestellt. Im zweiten Teil des Workshops stehen Analyseverfahren für Paneldaten im Mittelpunkt. Dabei werden die einschlägigen Regressionsverfahren für Paneldaten vorgestellt sowie deren Angemessenheit in verschiedenen Analysesituationen diskutiert.

Die Vorträge werden von praktischen Sessions flankiert, in denen die Verwendung von SOEP-Informationssystemen eingeübt werden sowie Beispielanalysen mit SOEP-Daten durchgeführt werden. Die verwendete Software ist dabei STATA.

Voraussetzung

Voraussetzung für die Teilnahme sind solide Kenntnisse in multivariaten Analyseverfahren und erste praktische Erfahrungen mit der Datenanalyse. Kenntnisse im Arbeiten mit dem SOEP werden nicht vorausgesetzt. In den Beispielen und Übungen im Rahmen des Workshops wird ausschließlich das Statistikprogrammpaket STATA verwendet.

Zeitplan

Donnerstag, 7.6.2012

10:00-17:00 Einführung in das SOEP

  • Struktur und Inhalte
  • Dokumentation und Service
  • Stichproben und Gewichtungen
  • Übung: Aufbereitung eines Datensatzes

Freitag, 8.6.2012

10:00-17:00 Analyseverfahren für Paneldaten

  • Regressionsmodelle für zeitveränderliche Variablen
  • Regressionsmodelle für zeitkonstante Variablen
  • Entscheidungshilfen & Tests

Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen begrenzt. Als Interessent von der Universität Hamburg, Fakultät WiSo melden Sie sich bitte über die Graduate School an. Alle weiteren Interessenten melden sich für den Workshop bis zum 18.05.2012 über die Lernplattform Ilias an:
https://iliascluster.unibw-hamburg.de/ilias4/goto_unibw_crs_70637.html

Neuer Wochenbericht/DIW Berlin: Immobilienmarkt | Einzelhandelspreise

Ein Instrument zur Messung der Preisentwicklung auf dem Wohnungsmarkt: das Beispiel Berlin

Konstantin A. Kholodilin, Andreas Mense

Untersuchungen über die Preise auf dem Markt für Wohnimmobilien geben in aller Regel Aufschluss über die Preise für Wohnungen in einer bestimmten Lage oder mit einer bestimmten Beschaffenheit. Das DIW Berlin hat ein Verfahren entwickelt, mit dem die Preise für verschiedenartige Wohnungen zu einer einheitlichen Größe zusammengefasst werden. Damit kann die Preisentwicklung übergreifend etwa für alle Neuvermietungen und Käufe von Wohnimmobilien in einer Region bestimmt werden. Das Verfahren ist wenig aufwändig und kann sehr zeitnahe Informationen liefern. Erstmals wurde das Verfahren auf Berlin angewendet. Hier stiegen in der Zeit von Juni 2011 bis März 2012 die Angebotspreise bei Neuvermietungen um acht Prozent, und bei Eigentumswohnungen zogen die geforderten Preise um zwölf Prozent an. Auf ein Jahr umgerechnet ergibt sich eine Teuerung von zehn Prozent (Mieten) und 15 Prozent (Eigentumswohnungen). Bei den Mieten ist der Preisauftrieb weiterhin hoch, aber nicht mehr so stark wie noch im Sommer letzten Jahres, bei Eigentumswohnungen setzen sich die Preissteigerungen unvermindert fort.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 16 ; S. 3-10

Preisgarantien im Einzelhandel: nicht verbraucherfreundlich, sondern ein Instrument zur Durchsetzung hoher Preise
Tone Arnold, Pio Baake, Ulrich Schwalbe.

Preisgarantien im Einzelhandel scheinen auf den ersten Blick Ergebnis eines intensiven Wettbewerbs zu sein. Theoretische Analysen und empirische Studien zeigen jedoch, dass dies in der Regel nicht der Fall ist. Preisgarantien und hier vor allem Garantien, bei denen mehr als die Differenz zu einem günstigeren Angebot erstattet wird, dienen dazu, den Anreiz für Preissenkungen zu verringern, Unternehmen über die Preise der Konkurrenz zu informieren und Preise oberhalb des Wettbewerbsniveaus durchzusetzen. Zusätzlich eröffnen Preisgarantien die Möglichkeit, von nicht gut informierten Konsumenten höhere Preise zu verlangen. Preisgarantien wirken damit nicht im Sinne der Verbraucher, sondern erhöhen die Gewinne der Unternehmen. Vor diesem Hintergrund sollten Kartellbehörden misstrauisch gegenüber Preisgarantien sein.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 16 ; S. 12-16

Der Link zum Heft: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.397566.de/12-16.pdf

Neuer Wochenbericht/DIW Berlin: Frühjahrsgrundlinien 2012

Frühjahrsgrundlinien 2012
Ferdinand Fichtner, Simon Junker, Kerstin Bernoth, Karl Brenke, Christian Dreger, Stefan Gebauer, Christoph Große Steffen, Hendrik Hagedorn, Katharina Pijnenburg, Timo Reinelt, Carsten Schwäbe, Kristina van Deuverden

Die deutsche Wirtschaft steht vor einem kräftigen Aufschwung. Zwar kann der Zuwachs im Jahresdurchschnitt 2012 mit 1,0 Prozent nicht an die hohen Raten der vergangenen beiden Jahre anknüpfen. Dies liegt jedoch daran, dass sich Investoren und Konsumenten aufgrund der Krise im Euroraum mit ihren Ausgaben im Winterhalbjahr zurückgehalten haben. Die Stimmungsaufhellung in den vergangenen Monaten zeigt, dass dies nur eine vorübergehende Flaute war. Für den weiteren Verlauf ist mit deutlichen Zuwächsen beim Bruttoinlandsprodukt zu rechnen, was sich im kommenden Jahr in einem kräftigen Wachstum von deutlich über zwei Prozent niederschlägt. Auf die Exporte kann die deutsche Volkswirtschaft in diesem Jahr nicht setzen. Die Schuldenkrise und die damit verbundenen Sparprogramme in vielen Mitgliedsländern haben den Euroraum erneut in eine Rezession rutschen lassen. Die massiven Interventionen der Europäischen Zentralbank haben zwar zu einer Stabilisierung der Lage beigetragen. Dennoch dürfte die Exportnachfrage in diesem Jahr noch unter den Folgen der Krise leiden. Auch aus dem übrigen Ausland dürfte die Nachfrage im laufenden Jahr etwas schwächer ausfallen. In einigen großen Industrieländern sind die Folgen der Finanzkrise noch lange nicht überwunden, die Wirtschaftspolitik hat aber vielfach keinen Spielraum für fortgesetzte Unterstützungsmaßnahmen. Auch in vielen Schwellenländern wirkt eine restriktivere Wirtschaftspolitik dämpfend auf die Konjunktur. Hinzu kommen die zuletzt stark gestiegenen Ölpreise, die weltweit das Wachstum schwächen. Erst in der zweiten Jahreshälfte dürfte im Zuge expansiverer Politik und zurückgehender Energiepreise zunächst in den Schwellenländern das Wachstum wieder zulegen; für das nächste Jahr ist auch in den Industrieländern und im Euroraum mit etwas kräftigerem Wachstum zu rechnen. […]

DIW Wochenbericht 79(2012) 14/15 ; S. 3-34
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.396339.de/12-14-1.pdf