Die Konstitution internationaler Ordnung ist seit der Einrichtung der Vereinten Nationen (UN) vor mehr als 50 Jahren selten so stark hinterfragt worden wie durch die politischen, wirtschaftlichen und – zunehmend – auch die rechtlichen Veränderungen des frühen 21. Jahrhunderts. Diese Prozesse gehen mit neuen Formen internationaler Beziehungen einher, die durch institutionelle Konstellationen und die Gewichtsverlagerung von staatlichen auf nichtstaatliche Akteure im globalen Raum strukturiert sind. Die Veränderungen institutioneller Rahmenbedingungen und Akteure stellen die Frage nach der Möglichkeit politischer und rechtlicher Ordnung und ihrer Wirkungsweise und Wirkungsmacht im globalen Zusammenhang mit neuem Nachdruck. Wie anpassungsfähig ist die über einen beträchtlichen Zeitraum als stabil erfahrene internationale Ordnung westlicher Tradition, in der das System der Vereinten Nationen eine konstitutive Rolle spielt? Wie lässt sich Stabilität und damit einhergehend Frieden, Sicherheit und Gerechtigkeit in einem Kontext, in dem Grundwerte und Normen zunehmend an universaler Geltung verlieren, wieder herstellen? Die eingeladenen Expertinnen werden diskutieren, ob internationale Institutionen im 21. Jh. eine eigene Rationalität erlangt haben, wie es mit der neuen Staatsräson bestellt ist, und, ob die Konzepte der Weltgesellschaft oder eines Weltstaates Lösungsansätze für die derzeitigen Verschiebungen im internationalen Gleichgewicht bieten. Die Vorträge rücken insbesondere die Rolle geopolitischer Fragen, der Klimapolitik sowie der Rohstoffknappheit mit Blick auf die Zukunft internationaler Ordnung ins Blickfeld. Dabei ist generell zu fragen, ob diese Ordnung funktional oder normativ strukturiert ist, welche Rolle der Staatlichkeit, welche der einzelnen Bürgerin oder dem Bürger zukommt, und welche Rolle dem internationalen Recht angesichts dieser Veränderungen zukommt?
Durch den Einbruch der Märkte haben nicht nur Marktgesetze sondern vor allem auch politische Prozesse und Mechanismen lang tradierte Rechtsgrundlagen im globalen Raum in Frage gestellt und so neues Gewicht in der internationalen Politik erlangt. Die in der neuen Vorlesungsreiche des Centrum für Globalisierung und Governance eingeladenen Expertinnen und Experten sind aufgerufen, die Begrifflichkeit von Global Governance und die Konstitution internationaler Ordnung vor diesem Hintergrund kritisch zu beleuchten und dem Hamburger Publikum zur Diskussion zu stellen.