Tag Archives: DIW Berlin

[wochenbericht] DIW Berlin: Deutsches Steuersystem dämpft Effekte des Gender Pay Gaps

Brutto größer als Netto: Geschlechtsspezifische Lohnunterschiede unter Berücksichtigung von Steuern und Verteilung / Patricia Gallego Granados, Johannes Geyer

Trotz aller Initiativen zur Beseitigung des geschlechtsabhängigen Lohnunterschieds verdienen in Deutschland Männer weiterhin deutlich mehr als Frauen. Seit dem Jahr 2000 hat sich der sogenannte Gender Pay Gap in der Bundesrepublik nur um gut zwei Prozentpunkte reduziert, aktuell ist er damit der drittgrößte aller OECD-Staaten. Besonders deutlich wird die Lücke, die zwischen Männer- und Frauenlöhnen klafft, wenn man die Bruttomonatseinkommen betrachtet: In Westdeutschland erzielen Männer im Mittel ein um 62 Prozent höheres Bruttomonatseinkommen als Frauen. In Ostdeutschland liegt das Einkommen der Männer rund 22 Prozent höher. Männer verdienen also in Westdeutschland im Mittel gut eineinhalb Mal so viel wie Frauen. Ein Teil dieses Unterschiedes ist leicht zu erklären: Frauen arbeiten sehr viel häufiger in Teilzeit (Männer 18 Prozent, Frauen 52 Prozent) und im Niedriglohnsektor (61 Prozent aller Angestellten im Niedriglohnsektor sind weiblich). Ein erheblicher Teil der Lücke bleibt aber unerklärt und wird gemeinhin als Lohndiskriminierung von Frauen interpretiert. Betrachtet man nur diesen unerklärten Teil des Gender Pay Gaps über die gesamte Verteilung, also die verschiedenen Gehaltsklassen hinweg, so zeigt sich, dass der “diskriminierende” Unterschied wächst, je größer das Gehalt wird. Die meisten Studien zum Gender Pay Gap beschränken sich – wohl auch im Sinne einer besseren internationalen Vergleichbarkeit – auf die Bruttobetrachtung. Die vorliegende Studie untersucht darüber hinaus aber auch, wie sich der geschlechtsspezifische Lohnunterschied auf das verfügbare Einkommen, also die Nettoeinkommensposition auswirkt und zeigt, dass der Gender Pay Gap brutto erheblich größer ist als netto. Das deutsche Steuer- und Transfersystem reduziert also die Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen. Allerdings ist dieser Effekt für Frauen in Westdeutschland wesentlich geringer. Zurückzuführen ist dies unter anderem auf das Ehegattensplitting.

DIW Wochenbericht 80(2013) Heft 28 ; S. 3-12

Der Link zum Heft (pdf)

[wochenbericht] DIW Berlin: Gesamtwirtschaftliche Steuerquote – anders gerechnet

Gesamtwirtschaftliche Steuer- und Abgabenbelastung nicht übermäßig hoch
Stefan Bach

Die gesamtwirtschaftliche Steuerquote bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt dürfte im Jahr 2013 bei 23,6 Prozent liegen; einschließlich der Sozialversicherungsbeiträge wird die gesamte Abgabenquote auf 39,3 Prozent geschätzt. Das ist höher als in den letzten zehn Jahren, liegt aber unter den Spitzenwerten um das Jahr 2000. Für die Steuer- und Abgabenquote bieten sich unterschiedliche Bezugsgrößen an. Der Bund der Steuerzahler bezieht das gesamte Abgabenaufkommen auf das Volkseinkommen und berechnet mit dieser Abgabenquote jährlich den “Steuerzahlergedenktag”, den Tag im Jahr, bis zu dem die Steuerzahler nur für den Staat arbeiten. Das Volkseinkommen ist aber als Bezugsbasis zu eng, weil dabei die indirekten Steuern abgezogen sind. Die geeignetere Bezugsbasis ist das Nettonationaleinkommen, das noch nicht um die indirekten Steuern vermindert ist. Bezogen auf das Nettonationaleinkommen dürfte die gesamtwirtschaftliche Steuerquote 2013 bei 27 Prozent liegen. Einschließlich der Sozialbeiträge wird die gesamte Abgabenquote auf 45 Prozent geschätzt. Der so berechnete “Steuerzahlergedenktag” wäre dieses Jahr auf den 13. Juni gefallen, bei der Berechnung auf der Basis des Volkseinkommens ist es der 5. Juli. Als Belastungsindikator sind die Steuer- und Abgabenquoten ohnehin nur begrenzt geeignet. Steuern und Sozialbeiträge finanzieren die Bereitstellung öffentlicher Güter einschließlich der sozialen Sicherung, die Bürgern und Wirtschaft zugutekommen. Eine Belastung im wohlfahrtsökonomischen Sinn entsteht letztlich nur insoweit, als der Staat nicht effizient wirtschaftet. Dies können die gesamtwirtschaftlichen Steuer- und Abgabenquoten aber nicht messen.

DIW Wochenbericht 80(2013) Heft 27 ; S. 3-9

Ausbau der Ganztagsschule : Kinder aus einkommensschwachen Haushalten im Westen nutzen Angebote verstärkt
Jan Marcus, Janina Nemitz, C. Katharina Spieß

Der Anteil von Grundschulkindern, die ganztägig zur Schule gehen, ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Maßgeblich dazu beigetragen hat das Investitionsprogramm “Zukunft Bildung und Betreuung” (IZBB), mit dem der Bund die Länder seit 2003 beim Ausbau der Ganztagsschule unterstützt. Doch welche Kinder nutzen Ganztagsschulen? Welche sozioökonomischen Merkmale haben ihre Familien? Setzt sich die Schülerschaft in Ganztagsschulen seit ihrem Ausbau anders zusammen als zuvor? Auf Grundlage von Daten der Längsschnittstudien Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) und “Familien in Deutschland” (FiD) zeigt sich für Grundschüler: Vor allem Kinder von in Vollzeit erwerbstätigen Müttern und von Alleinerziehenden gehen verstärkt in Ganztagsschulen – sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland. Ferner sind in Westdeutschland Kinder mit Migrationshintergrund und Kinder aus Transferempfängerhaushalten häufiger in einer Ganztagsschule – in Ostdeutschland ist dies nicht der Fall. Mit dem Ausbau der Ganztagsschule besuchen zudem auch Kinder aus einkommensschwachen Haushalten in Westdeutschland verstärkt Ganztagsschulen: Ihr Anteil ist seit dem Start des Investitionsprogramms von knapp 18 auf fast 27 Prozent gestiegen.

DIW Wochenbericht 80(2013) Heft 27 ; S. 11-23

Der Link zum Heft (pdf)
Der Link zum Heft (epub)

SOEPnewsletter 101 published

The SOEPnewsletter 101 / July 2013 is now available.

We inform you about (selection):

  • The Future SOEP Metadata Portal: DDI on Rails
  • New Download Option to Be Provided with Upcoming SOEP Data Release
  • SOEP-IS 2011 Data Release
  • Use SOEP-IS for New Research Questions
  • IAB-SOEP Migration Sample
  • SOEP Wave Report 2012
  • SOEP Timeline Series “30 Years of the SOEP”
  • Updated SOEP and CNEF data Shipped
  • Some Events, especially the SOEP Anniversary
  • Personell

… and much more.

[wochenbericht] DIW Berlin: Investitionen für mehr Wachstum – eine Zukunftsagenda für Deutschland

Deutschland muss mehr in seine Zukunft investieren
S. Bach, G. Baldi, K. Bernoth, J. Blazejczak, B. Bremer, J. Diekmann, D. Edler, B. Farkas, F. Fichtner, M. Fratzscher, M. Gornig, C. Kemfert, U. Kunert, H. Link, K. Neuhoff, W.-P. Schill, C. K. Spieß

Kurz vor der Bundestagswahl 2013 schwimmt Deutschland in den Augen der Ökonomen auf einer Welle der Euphorie: Kaum ein anderes Euroland hat die Finanz- und Schuldenkrise so gut gemeistert. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist seit 2009 um mehr als acht Prozent gewachsen, es entstanden rund 1,2 Millionen neue Arbeitsplätze. Die öffentlichen Haushalte wurden konsolidiert, im Jahr 2012 gab es einen fiskalischen Überschuss von 0,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Eine glänzende Bilanz für ein Land, das vor zehn Jahren noch als der “kranke Mann Europas” galt – aber auch eine einseitige. Setzt man andere Vergleichsgrößen an, trübt sich das Bild erheblich ein: Seit 1999 hat Deutschland im Vergleich zum Euroraum ein niedrigeres Wirtschaftswachstum erzielt. Die Reallöhne sind seit 1999 kaum gestiegen, und die realen Konsumausgaben haben im Eurozonen-Durchschnitt deutlich kräftiger zugenommen als in Deutschland. Stark geschrumpft ist das deutsche Staatsvermögen: Lag es 1999 noch bei etwa 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, so ist es bis 2011 auf 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zusammengeschmolzen und steht damit für künftige Generationen nicht mehr zur Verfügung. In vielen Bereichen ist Deutschland nicht wirklich vorangekommen, in einigen deutlich hinter andere Länder zurückgefallen. Diese Rückstände sind durch die zuletzt gute Entwicklung nicht wieder aufgeholt worden.
DIW Wochenbericht 80(2013) Heft 26 ; S. 3-5

Wege zu einem höheren Wachstumspfad
Stefan Bach, Guido Baldi, Kerstin Bernoth, Björn Bremer, Beatrice Farkas, Ferdinand Fichtner, Marcel Fratzscher, Martin Gornig

Während manche Länder in der Europäischen Währungsunion aufgrund von Schulden- und Strukturkrisen tief in der Rezession stecken, steht die deutsche Wirtschaft derzeit glänzend da. Die Arbeitslosigkeit ist auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung gefallen, die Wirtschaftsleistung ist seit 2009 um mehr als acht Prozent gewachsen und die öffentlichen Haushalte wurden konsolidiert und erwirtschafteten im Jahr 2012 einen Überschuss. Dies ist jedoch keineswegs ein Grund zu Euphorie, im Gegenteil: Betrachtet man die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands aus einer längerfristigeren Perspektive, so zeigt sich, dass das Land im Vergleich zu den meisten EU-Ländern und vielen Euroländern in einigen Bereichen zurückgeblieben ist. Seit 1999 haben die Euroländer im Durchschnitt mehr Wirtschaftswachstum erzielt als Deutschland, und ein großer Teil der erstarkten Wettbewerbsfähigkeit ist auf Lohnzurückhaltung anstatt auf Produktivitätszuwächse zurückzuführen. Die Investitionsquote war längere Zeit rückläufig und ist im internationalen Vergleich niedrig. Die Berechnungen in dieser Studie zeigen, dass Deutschland im Durchschnitt der Jahre 1999 bis 2012 eine Investitionslücke von jährlich drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufgewiesen hat. Das heißt, es fehlten rund 75 Milliarden Euro pro Jahr. Deutschland hat also einen hohen Investitionsbedarf, um den in den letzten Jahren aufgestauten Investitionsrückstand abzubauen und auch, um langfristig Wachstum und Wohlstand zu sichern. Gleichzeitig ist die gesamtwirtschaftliche Sparquote in Deutschland im internationalen Vergleich mit am höchsten. Wie sich an den ernormen Leistungsbilanzüberschüssen von bis zu sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts ablesen lässt, floss das Ersparte jedoch zu großen Teilen ins Ausland, anstatt in Deutschland investiert zu werden. Insgesamt hat Deutschland damit erhebliche Wachstumschancen verpasst. Seit 1999 haben deutsche Investoren rund 400 Milliarden Euro auf ihr Auslandsvermögen verloren, was etwa 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht. Allein im Zeitraum 2006 bis 2012 waren es 600 Milliarden Euro, beziehungsweise 22 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Berechnungen des DIW Berlin in dieser Studie zeigen, dass das deutsche Pro-Kopf-Wirtschaftswachstum unter sonst gleichen Bedingungen jährlich um fast einen Prozentpunkt höher gewesen wäre, wenn die Investitionsquote in den vergangenen 15 Jahren dem Durchschnitt im Euroraum entsprochen hätte. Deutschland ist zudem stark auf forschungsintensive Industrien und wissensintensive Dienstleistungen spezialisiert. Diese Bereiche stellen hohe Anforderungen an Humankapital, Ressourcenschonung und Mobilität und weisen somit einen besonders hohen Investitionsbedarf auf. Simulationen zeigen, dass ein Anstieg der Investitionsquote auf den langjährigen OECD-Durchschnitt zu deutlich höherem Wirtschaftswachstum in Deutschland führen würde. Das Potentialwachstum könnte 2017 um 0,6 Prozentpunkte höher sein; statt bei rund einem Prozent läge es bei 1,6 Prozent. Und auch die Reallöhne dürften durch eine kräftigere Investitionstätigkeit ansteigen. Angesichts günstiger Finanzierungsbedingungen und entlasteter öffentlicher Finanzen in den kommenden Jahren sind die finanziellen Spielräume für private und öffentliche Investitionen derzeit äußerst günstig und sollten jetzt genutzt werden.
DIW Wochenbericht 80(2013) Heft 26 ; S. 6-17

Energiewende erfordert hohe Investitionen
Jürgen Blazejczak, Jochen Diekmann, Dietmar Edler, Claudia Kemfert, Karsten Neuhoff, Wolf-Peter Schill

Um die Ziele des Energiekonzepts der Bundesregierung von 2010 und des beschleunigten Ausstiegs aus der Kernenergie zu erreichen, bedarf es erheblicher Investitionen zum Umbau der Energieversorgung. Dazu gehören insbesondere Investitionen in Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien im Strom- und Wärmebereich und des Weiteren in Infrastruktur, wie zum Beispiel die Stromnetze. Zudem sind umfangreiche Investitionen zur Erhöhung der Energieeffizienz erforderlich, beispielsweise durch Wärmedämmung von Gebäuden. Modellrechnungen des DIW Berlin zeigen, dass sich der Umbau der Energieversorgung dauerhaft positiv auf die Wertschöpfung in Deutschland auswirken kann. Darüber hinaus ermöglichen diese Investitionen eine erhebliche Einsparung fossiler Primärenergieträger. Damit verbunden ist auch die Senkung energiebedingter Treibhausgasemissionen. Die bestehenden Rahmenbedingungen für Investitionen in erneuerbare Stromerzeugung und Stromnetze sind weitgehend angemessen und sollten in nächster Zeit grundsätzlich beibehalten werden. Die Beschleunigung der energetischen Gebäudesanierung erfordert dagegen zusätzliche Anreize.
DIW Wochenbericht 80(2013) Heft 26 ; S. 19-30

Verkehrsinfrastruktur: Substanzerhaltung erfordert deutlich höhere Investitionen
Uwe Kunert, Heike Link

Eine quantitativ und qualitativ leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur ist für die deutsche Volkswirtschaft mit ihrem hohen Grad an Arbeitsteilung, ihren vielfältigen Austauschbeziehungen und ihrer zentraleuropäischen Lage eine grundlegende Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg und Wohlstand. Die Verkehrsinfrastruktur repräsentiert mit einem Bruttoanlagevermögen von 778 Milliarden Euro einen beachtlichen volkswirtschaftlichen Kapitalstock. Dies sind sechs Prozent des Bruttoanlagevermögens aller Wirtschaftsbereiche in Deutschland. Dieser Bedeutung steht eine substantielle Vernachlässigung der Investitionen in die Erhaltung und Qualitätssicherung der Verkehrsinfrastruktur gegenüber. Vor diesem Hintergrund wurde für diesen Wochenbericht eine Kurzexpertise zum Verkehrssektor erarbeitet, die auf einem Ex-post-Vergleich zwischen Ersatzbedarf und getätigten Ersatzinvestitionen für den Zeitraum von 2006 bis 2011 basiert. Die Analyse zeigt, dass in der Vergangenheit jährlich knapp vier Milliarden Euro zu wenig für die Substanzerhaltung der Verkehrsinfrastruktur aufgewendet wurden. Geht man von mindestens dieser Investitionslücke für die Substanzerhaltung der Verkehrsinfrastruktur auch in den kommenden Jahren aus und berücksichtigt man darüber hinaus den aufgrund der jahrelangen Vernachlässigung aufgelaufenen Nachholbedarf, so dürfte der zusätzliche jährliche Investitionsbedarf bei mindestens 6,5 Milliarden Euro liegen. Hinzu kommen schwerer abschätzbare zusätzliche Investitionserfordernisse in Fahrzeuge sowie punktuelle Netz- und Kapazitätserweiterungen.
DIW Wochenbericht 80(2013) Heft 26 ; S. 32-38

Investitionen in Bildung: frühkindlicher Bereich hat großes Potential
C. Katharina Spieß

Investitionen in Bildung sind für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft von großer Bedeutung. Vor allem frühkindliche Bildungsangebote versprechen eine hohe Rendite – weil Kinder davon noch Jahre später profitieren können und sich beim Lernen neuer Fähigkeiten leichter tun. Darauf weisen die Ergebnisse bildungsökonomischer Forschung der letzten Jahre hin, zumindest wenn es sich bei den untersuchten Angeboten um qualitativ hochwertige Bildung und Betreuung handelt. Diese Erkenntnisse spiegeln sich jedoch nicht zwingend in den Ausgaben öffentlicher Haushalte für die unterschiedlichen Bildungsbereiche wider – vielmehr wird vergleichsweise wenig in junge Kinder investiert. Bedarf für weitere Bildungsinvestitionen – insbesondere in eine hohe Qualität der Angebote – gibt es aber nicht nur im frühkindlichen Bereich. Auch beim Ausbau von Ganztagsschulen sollte vermehrt auch in die Qualität der Angebote investiert werden. Im Hochschulbereich sind Anstrengungen nötig, die den Anteil bildungsferner Gruppen und damit die intergenerationale Mobilität erhöhen. All diese Maßnahmen könnten eine effektivere und effizientere Nutzung des Humanvermögens erlauben – auch vor dem Hintergrund des künftig erwarteten Rückgangs des Erwerbspersonenpotentials und prognostizierten Fachkräftemangels ist dies von besonderer Bedeutung.
DIW Wochenbericht 80(2013) Heft 26 ; S. 40-47

Der Link zum Heft (pdf)

[wochenbericht] DIW Berlin: Sommergrundlinien 2013

Sommergrundlinien 2013
Ferdinand Fichtner, Simon Junker, Guido Baldi, Jacek Bednarz, Kerstin Bernoth, Franziska Bremus, Karl Brenke, Christian Dreger, Hella Engerer, Christoph Große Steffen, Hendrik Hagedorn, Pia John, Philipp König, Dirk Ulbricht, Kristina v. Deuverden

Die deutsche Wirtschaft wird wegen des schwachen Winterhalbjahres in diesem Jahr nur um 0,4 Prozent wachsen. Allerdings dürfte die Schwächephase wohl bereits überwunden sein; im kommenden Jahr wird das Wachstum mit 1,8 Prozent kräftig sein. Die Weltkonjunktur ist wieder auf einen Aufwärtstrend eingeschwenkt; die wirtschaftliche Entwicklung in vielen Schwellenländern, aber auch in den USA und Japan hat zuletzt etwas Fahrt aufgenommen, vielerorts unterstützt durch eine expansive Wirtschaftspolitik. Darüber hinaus haben die zur Stabilisierung der Finanzmärkte im Euroraum geschaffenen Instrumente einen spürbaren Rückgang der Unsicherheit mit sich gebracht. Die Arbeitslosigkeit ist aber nach wie vor hoch und die Verschuldung – öffentlich wie auch privat – muss weiter deutlich zurückgeführt werden. Im Euroraum wird die Wirtschaft zunächst weiter schrumpfen, allerdings bei Weitem nicht mehr so stark. Vielerorts zeichnet sich eine Ausweitung der Exporte ab, die zum Teil auch auf eine Verbesserung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit zurückzuführen ist. In vielen Krisenländern ist der Abbau von Überkapazitäten merklich vorangeschritten und damit verbundene dämpfende Effekte fallen nach und nach weg. Ab dem Jahreswechsel 2013/14 dürfte die Wirtschaft auch in den Krisenländern wachsen.

DIW Wochenbericht 80(2013) Heft 25 ; S. 3-44

Der Link zum Heft (pdf)

[wochenbericht] DIW Berlin: Armutsrisiko Erwerbsunfähigkeit?

Erwerbsminderungsrentner: sinkende Leistungen und wachsende Einkommensunterschiede im Alter
Peter Krause, Ulrike Ehrlich, Katja Möhring

Die Zahl der Zugänge in die Erwerbsminderungsrente ist nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung seit den 90er Jahren stark gesunken. In den Jahren 2005 bis 2010 erfolgte ein leichter Wiederanstieg. Seit 2001 haben sich auch die Zahlbeträge bei den Zugängen zur Erwerbsminderungsrente verringert. Damit ist die materielle Absicherung bei Erwerbsminderung wieder in den Blickpunkt der sozialpolitischen Diskussion gerückt. Die Daten der Längsschnittstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) bestätigen die langfristig zunehmenden Einkommensrisiken bei Erwerbsminderungsrentnern. Im Mittel lebten im Zeitraum von 2001 bis 2011 ein Viertel aller Bezieher einer Erwerbsminderungsrente in Einkommensarmut. Zudem weisen die Analysen zu den relativen Einkommenspositionen der Bezieher einer Erwerbsminderungsrente darauf hin, dass dieser Personenkreis nach Erreichen der Regelaltersgrenze im Durchschnitt ein geringeres Haushaltseinkommen aufweist als die übrigen Rentner und dass diese Differenz im Zeitverlauf wächst.

DIW Wochenbericht 80(2013) Heft 24 ; S. 3-9

Der Link zum Heft (pdf)

Der Link zum Heft (epub)

[wochenbericht] DIW Berlin: Besteuerungslücke bei Gewinnen

Unternehmensbesteuerung: hohe Gewinne – mäßige Steuereinnahmen
Stefan Bach

Bezieht man das Aufkommen der Unternehmensteuern auf die Gewinngrößen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, so zeigt sich für den Zeitraum von 2001 bis 2008 eine durchschnittliche Steuerbelastung der Unternehmen von 21 Prozent. Dieser effektive Steuersatz ist erheblich niedriger als die tariflichen Steuersätze in diesem Zeitraum. Grund dafür ist, dass die steuerlich erfassten Gewinne weit unter den gesamtwirtschaftlichen Gewinnen lagen. Diese Besteuerungslücke bewegte sich im Jahr 2007 in einer Größenordnung von mindestens 120 Miiarden Euro oder knapp fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Auffällig ist das hohe Niveau an steuerlichen Verlusten und Verlustvorträgen. Die Verlustvorträge bei der Körperschaftsteuer sind bis Ende 2007 auf 568 Milliarden Euro gestiegen. Dies entsprach 23,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts oder dem 3,5-fachen des körperschaftsteuerpflichtigen Gewinns in diesem Jahr. Durch die Ausweitung der Bemessungsgrundlage im Zug der Unternehmensteuerreform 2008 hat sich die Besteuerungslücke spürbar zurückgebildet, sie lag aber immer noch bei etwa 90 Milliarden Euro oder 3,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Mangels detaillierter statistischer Erfassung ist es derzeit nicht möglich, die Ursachen für die Abweichung zwischen der gesamtwirtschaftlichen Gewinngröße und den steuerlich erfassten Gewinnen genauer aufzuklären.

DIW Wochenbericht 80(2013) 22/23 ; S. 3-12

Der Link zum Heft (pdf)
Der Link zum Heft (epub)

[wochenbericht] DIW Berlin: Netzumbau kein Engpass für die Energiewende

Netzsituation in Deutschland bleibt stabil
Clemens Gerbaulet, Friedrich Kunz, Christian von Hirschhausen, Alexander Zerrahn

Auch im zweiten Jahr nach dem Kernkraftwerksmoratorium vom März 2011 bleibt die Lage im deutschen Stromübertragungsnetz stabil. Auch wenn die Realisierung einiger Ausbauprojekte um einige Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan liegt, schreitet der Netzumbau kontinuierlich voran. Bei einigen kritischen Leitungen wurden im vergangenen Jahr erhebliche Fortschritte gemacht, unter anderem bei Verbindungen zwischen den neuen und den alten Bundesländern. Die aktuellen Verzögerungen stellen angesichts der bestehenden Eingriffsmöglichkeiten der Netzbetreiber zur Systemstabilisierung keinen Grund zur Besorgnis dar. Maßnahmen zur Kontrolle von Netzengpässen betreffen nur einen sehr geringen Teil des Stromverbrauchs. Zudem könnten sie durch eine bessere Koordinierung zwischen den vier Netzbetreibern deutlich kostengünstiger gestaltet werden. Die Methodik der langfristigen Netzausbauplanung führt tendenziell zu einer Überschätzung des Ausbaubedarfs. Dies gilt insbesondere für zwei der im Bundesbedarfsplangesetz vorgesehenen Höchstspannungsgleichstromübertragungsleitungen (Strom-Autobahnen).

DIW Wochenbericht 80(2013) 20/21 ; S. 3-12

Der Link zum Heft (pdf)

Der Link zum Heft (epub)

[wochenbericht] DIW Berlin: Jugendarbeitslosigkeit | Gütesiegel

Jugendarbeitslosigkeit sinkt deutlich – regionale Unterschiede verstärken sich
Karl Brenke

Die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland sinkt auf den tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung. Zwischen 2005 und 2012 hat sich die Zahl der Erwerbslosen unter 25 Jahren mehr als halbiert. Im internationalen Vergleich steht Deutschland damit hervorragend da. Nirgendwo in Europa ist die Jugendarbeitslosigkeit niedriger. Allerdings ist das weniger strukturellen Verbesserungen oder der günstigen Arbeitsmarktentwicklung zu verdanken als dem demographischen Wandel: Der Abbau der Jugendarbeitslosigkeit hängt vor allem mit der schrumpfenden Zahl Jugendlicher zusammen. In anderen europäischen Ländern haben es selbst qualifizierte Jugendliche schwer, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen – in Deutschland sind es vor allem die Jugendlichen ohne Berufsausbildung, die trotz vergleichsweise guter konjunktureller Lage keinen Job finden. Auf dem deutschen Arbeitsmarkt gibt es zudem offenbar eine zu geringe Mobilität. Zum einen besteht in manchen Regionen ein mehr als ausreichendes Angebot an Lehrstellen. Zum anderen zeigt sich eine zunehmende regionale Konzentration bei der Jugendarbeitslosigkeit. Insbesondere in westdeutschen altindustriellen Gegenden sowie in Ostdeutschland liegt die Arbeitslosenquote der Jugendlichen weit über dem Durchschnitt. Gerade in solchen Regionen sind allerdings die Quote der Ausbildungsabbrecher und der Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss besonders hoch. Diese Jugendlichen laufen Gefahr, dauerhaft in einer prekären Lage verhaftet zu bleiben. Besonders schlecht sind die Beschäftigungschancen und betrieblichen Ausbildungsmöglichkeiten der Jugend in Berlin.

DIW Wochenbericht 80(2013) Heft 19 ; S. 3-13

Gütesiegel : zu detaillierte Angaben können die Funktionsfähigkeit der Zertifikate schmälern
Martin Pollrich, Lilo Wagner.

Nach einer Serie von Lebensmittelskandalen ist das Vertrauen der Verbraucher in die Industrie erschüttert. Kritik schlägt dabei nicht nur den Herstellern selbst, sondern auch den Anbietern von Gütesiegeln entgegen, die Produkte leichtfertig zertifiziert haben. Die Rufe nach gesteigerter Transparenz werden lauter. Im Hinblick auf die Organisation und die Regeln der Zertifizierung ist mehr Transparenz sicher sinnvoll. Bezüglich der Produktinformationen gilt dies indes nicht unbedingt. Die vorliegende Modellstudie zeigt, dass eine Verpflichtung zu mehr Detailliertheit bei der Offenlegung der Produktqualität durch Gütesiegel das Funktionieren von Märkten einschränken könnte.

DIW Wochenbericht 80(2013) Heft 19 ; S. 15-18

Der Link zum Heft (pdf)

Der Link zum Heft (epub)

[wochenbericht] DIW Berlin: Bankenabwicklung muss möglich sein

Implizite Staatsgarantien verschärfen die Probleme – Trennbankensystem allein ist keine Lösung
Benjamin Klaus, Dorothea Schäfer

Viele Banken sind aufgrund ihrer Größe, Vernetzung und Komplexität nicht mehr abwickelbar. Geraten sie in Schieflage, stellen sie eine enorme Bedrohung für das gesamte Finanzsystem ihres Wirtschaftsraumes dar. Fünf Jahre Finanzkrise haben das Problem nicht gemildert, sondern verschärft. Die Kosten für die Stützung der Banken sind immens und stellen die betroffenen Staaten vor große Herausforderungen. Zudem schaffen diese Staatsgarantien gefährliche Fehlanreize: Sie verleiten Manager und Financiers dazu, hohe Risiken einzugehen und machen ein weiteres Anwachsen der Banken wahrscheinlich. Der Ausweg wird derzeit in der Einführung eines Trennbankensystems gesucht. Es soll kleinere, weniger stark verflochtene und somit leichter abzuwickelnde Finanzinstitute etablieren und das Einlagen- und Kreditgeschäft besser vor den Risiken des Investmentbanking schützen. Die Bundesregierung hat im Februar 2013 ihre Pläne für eine Aufspaltung der deutschen Universalbanken in Geschäfts- und Investmentbanken vorgestellt. Diese Studie zeigt jedoch, dass auch bei unterschiedlichen Aufspaltungsszenarien zahlreiche Finanzinstitute eine Größe behalten, in der noch nie eine Bank erfolgreich – das heißt ohne verheerende Folgen für das gesamte Wirtschaftssystem – abgewickelt wurde. Zudem sieht der Gesetzentwurf vor, dass das Einlageninstitut und die “Restbank” in einer Holding vereint bleiben. Ob das ausreicht, um eine Entflechtung sicherzustellen, die eine Abwicklung der Bank ermöglicht, ist ebenfalls zweifelhaft. Aus Sicht der Autoren ist deswegen höchst fraglich, ob der vorliegende Gesetzesentwurf geeignet ist, sein erklärtes Ziel zu erreichen, Großbanken abwickelbar zu machen und die impliziten, das Problem verstärkenden Staatsgarantien außer Kraft zu setzen.

DIW Wochenbericht 80(2013) Heft 18 ; S. 3-15

Der Link zum Heft (pdf)

Der Link zum Heft (epub)