Call for Papers
Entgrenzung von Organisation und Arbeit?
Herausforderungen für Arbeitsrecht, Management und Mitbestimmung
Schwerpunktheft der
Industriellen Beziehungen
Gastherausgeber: Olaf Deinert, Markus Helfen
Glaubt man der jüngeren Managementliteratur, geht die Entgrenzung von Organisation und Arbeit durch ‚Outsourcing‘ und ‚Offshoring‘ in potenzierter Form in die nächste Runde. Nicht mehr allein Teil- und Vorprodukte oder abgrenzbare Dienstleistungsbündel,sondern einzelne Arbeitsgänge seien mittlerweile vom organisatorischen ‚fineslicing‘ betroffen, das heißt der feingliedrigen Zerlegung der Wertschöpfungskette in einzelne Prozessschritte und Aktivitäten. Sogar vom Handel mit einzelnen Aktivitäten ist die Rede, etwa wenn mit Crowdsourcing über Internetplattformen die Erbringung einzelner Programmierschritte gehandelt und kombiniert werden soll. Manche meinen gar, dass eine Ära der ‚Hyper-Spezialisierung‘ (Laubacher/Malone/Johns) eingetreten ist, in der vormals integrierte Tätigkeitsprofile von Arbeitsplätzen in eine temporäre, maximal variable Erbringung einzelner Aktivitäten aufgespalten wird. Damit veränderte sich auch das Zusammenspiel verschiedener Organisationen im Leistungsprozess; es ist verstärkt von Vermarktlichung und Desintegration von Organisationen die Rede, aber auch von sektorübergreifenden Wertschöpfungsnetzwerken und Allianzen und unternehmensübergreifenden Formen der Arbeitsorganisation und Mehr-Arbeitgeber-Beziehungen (interorganisationale Projekte, Arbeitnehmerüberlassung, Werkverträge). Es scheint als sei der Zusammenhang zwischen Organisation und Arbeit in Auflösung begriffen, der als zentraler Anknüpfungspunkt der Regelfindung und Regeldurchsetzung in Bezug auf Arbeit angesehen werden kann. Zugleich werden die Prinzipien der Regulation von Arbeit empfindlich infrage gestellt, nicht nur in Bezug auf das kollektive und individuelle Arbeitsrecht, sondern auch im Hinblick auf implizite Kontrakte und normative Erwartungen.
Vor diesem Hintergrund ist eine Analyse diese neuen Grenzziehungen von Arbeit und Organisation aus unterschiedlichen Fachrichtungen (u.a. Arbeitsrecht, Betriebswirtschaft, Arbeits- und Organisationssoziologie) und auf verschiedenen Analyseebenen (Mikro-, Meso-, Makroperspektive) angezeigt.
Konzeptionelle oder empirische Beiträge sind eingeladen. Eine personalökonomische oder rechtssoziologische Betrachtung einzelner Beschäftigungsformen ist dabei genauso erwünscht wie branchenspezifische und länderübergreifende Vergleiche. Sofern die Beiträge Ergebnisse empirischer Studien berichten, sollten diese theoretisch-konzeptionell untermauert sein.
Einsendefrist für Extended Abstracts ist der 1.12.2014.