Neuer Wochenbericht/DIW Berlin: Ingenieure | Energiestrategie | Geburten

Ingenieure in Deutschland: Keine Knappheit abzusehen

Karl Brenke

Die Klagen über einen alsbald eintretenden Mangel an Ingenieuren in Deutschland ebben nicht ab. Jüngst hat der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) erklärt, dass wegen des hohen Durchschnittsalters der in Deutschland tätigen Ingenieure (50 bis 51 Jahre) ein enormer Ersatzbedarf entstehen werde. Diese Befürchtung erweist sich bei näherer Überprüfung als unbegründet. Zwar ist das Durchschnittsalter der beschäftigten Ingenieure in der letzten Dekade etwas gestiegen, es liegt aber weit unter dem vom VDI angegebenen Wert. Entsprechend wird der mittelfristige Ersatzbedarf viel geringer ausfallen. Im Schnitt sind die Ingenieure sogar etwas jünger als andere erwerbstätige Akademiker, und der Anteil der älteren Beschäftigten ist im Vergleich zu anderen Berufsgruppen nicht überdurchschnittlich hoch. Da zum einen der Ersatzbedarf an Ingenieuren zumindest in diesem Jahrzehnt nicht außergewöhnlich groß ausfallen dürfte, und es zum anderen gegenwärtig einen Run auf ingenieurwissenschaftliche Studienplätze gibt, ist eher ein Überangebot als eine Knappheit an solchen Fachkräften zu erwarten. Eine realistischere Betrachtung des künftigen Ingenieursbedarfs ist dringend geboten, damit nicht junge Menschen in großer Zahl dazu verleitet werden, ein Studium zu absolvieren, mit dem sie Schwierigkeiten auf dem deutschen Arbeitsmarkt haben könnten. Für ein technologieorientiertes Land wie Deutschland ist es sicher wichtig, rechtzeitig Vorkehrungen für künftige, demografisch bedingte Verknappungstendenzen beim Humankapital zu treffen. Diese langfristige Perspektive sollte aber nicht verwechselt werden mit dem, was innerhalb des laufenden Jahrzehnts auf dem Markt für Ingenieure ansteht.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 11 ; S. 3-8
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.394837.de/12-11-1.pdf

Energiestrategie Brandenburg 2030: Erneuerbare forcieren, Braunkohleausstieg fair gestalten

Christian von Hirschhausen, Pao-Yu Oei, Clemens Gerbaulet, Clemens Haftendorn, Claudia Kemfert

Die “Energiestrategie 2030” setzt den Weg Brandenburgs in Richtung erneuerbarer Energien konsequent fort. Die am 28. Februar vom Kabinett der Landesregierung verabschiedete Strategie sieht den schrittweisen Ausstieg aus den fossilen Technologien hin zu einer vollständigen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien vor. Die erheblichen Potenziale erneuerbarer Energien (Wind, Sonne, Biomasse) sollten durch gezielte Maßnahmen erschlossen und deren Netzintegration erleichtert werden. Braunkohleverstromung wird zu Recht in der Energiestrategie 2030 als Auslaufmodell bezeichnet; das Scheitern der CO2-Abscheidetechnologie beschleunigt dieses Auslaufen zusätzlich. Angesichts dieser Entwicklung erübrigt sich auch der Aufschluss der Tagebauten Jänschwalde-Nord und des zweiten Teilabschnitts in Welzow-Süd. Die Landesregierung ist daher gut beraten, den bevorstehenden Strukturwandel aktiv anzugehen, um Brandenburg weiterhin als “Land der Erneuerbaren Energien” zu festigen. Die bevorstehenden Verteilungskämpfe zwischen Gewinnern und Verlierern der Energiewende in Brandenburg sollten von der Politik möglichst gerecht gestaltet werden. Dazu gehört auch eine faire Aufteilung der Lasten des Braunkohleausstiegs zwischen Brandenburg und dem Land Sachsen, welches wesentlich weniger hart von der Umstrukturierung betroffen ist.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 11 ; S. 10-17
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.394841.de/12-11-3.pdf

Geburten in Ost- und Westdeutschland: erleichtert eine hohe Risikobereitschaft die Entscheidung für ein Kind?

Christian Schmitt

Die von wirtschaftlichen Umbrüchen geprägten Jahre nach der Wiedervereinigung waren für viele Ostdeutsche mit zunehmender Unsicherheit verbunden, während die Veränderungen in Westdeutschland weitaus weniger gravierend waren. In der Folge kam es in den 90er Jahren zu einem massiven Rückgang der Geburten in Ostdeutschland. Wie sich vor diesem Hintergrund die individuelle Risikoneigung auf die Entscheidung für oder gegen ein Kind auswirkte, wurde bisher kaum beachtet. Es zeigt sich, dass eine hohe Risikotoleranz – vor dem Hintergrund ökonomischer Zäsuren und der politischen Transformationen der Nachwendejahre – vor allem unter ostdeutschen Männern positiv auf die Entscheidung für eine Elternschaft wirkt.

DIW Wochenbericht 79(2012) Heft 11 ; S. 18-23
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.394843.de/12-11-4.pdf

Der Link zum Heft: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.394835.de/12-11.pdf