Graduate School der Uni Hamburg: Schweigsamkeit oder Geschwätzigkeit des Sozialen? Methoden und Techniken der qualitativen Sozialforschung

Institution: Graduate School der Universität Hamburg

Dozent: Martin Stempfhuber

Datum und Zeitplanung:

Donnerstags, jeweils von 14:00 bis 16:00 Uhr

  • 02.04.15
  • 09.04.15
  • 16.04.15
  • 23.04.15
  • 30.04.15
  • 07.05.15

Blockseminar:

  • Do., 02.07.15, 14-20 Uhr
  • Do., 09.07.15, 14-20 Uhr

Ort: Universität Hamburg, Raum B 136 (VMP 9)

Beschreibung:

In jüngster Zeit hat sich in der methodologischen Diskussion innerhalb der qualitativen empirischen Sozialforschung eine Einsicht durchgesetzt, die auch theoretisch bedenkenswerte Konsequenzen hat: Die Daten, mit denen es der Soziologie zu tun hat, sind keine neutrale Kopie des Sozialen. So wie Bilder keine Abbilder sind, sind auch die vom Forscher erzeugten Daten keine schlichten Aufzeichnungen oder Transkriptionen der Realität. Die Hervorbringung qualitativer empirischer Daten ist ein performativer Akt und prägt zumindest unsere Vorstellung davon, was der genuine Gegenstand der Soziologie ist: Soll man am besten Interviews führen um der Geschwätzigkeit des Sozialen ein Quäntchen ihrer sprachlich verfassten Wahrheit abzulauschen? Oder soll man sich vielmehr ins Feld begeben um ethnographisch gerade den nicht-sprachlichen Aspekten des Sozialen zu ihrem Recht zu verhelfen und das schweigsame Soziale erst zu artikulieren?

In diesem Seminar sollen zunächst zwei mögliche Zugänge zur Analyse des Sozialen vorgestellt werden: zum einen das Interview als empirische Methode und zum anderen die ethnographische Forschung. In beiden Fällen soll – theoretisch wie praktisch – die Rolle des Sozialwissenschaftlers als „Übersetzer“ (Herbert Kalthoff) herausgestellt werden. Wenn etwa im biographischen Interview Individuen dem Soziologen beredt Auskunft über ihre Lebensgeschichte geben, so kann demgegenüber als „Kern ethnographischer Autorenschaft“ (Stefan Hirschauer) ausgemacht werden, dass die Wahrnehmungen und Beobachtungen in einem Feldaufenthalt erst vom ethnographischen Forscher versprachlicht und in einen (schriftlichen) Text überführt werden müssen.

Ziel des Seminars ist es jedoch vor allem, die Performativität der Datenerhebung praktisch nachvollziehbar zu machen. Es sollen sowohl Interviewstrategien und Fragetechniken als auch ethnographische Techniken des teilnehmenden Beobachtens eingeübt werden. Das Fallbeispiel, an dem sich diese Techniken erproben lassen sollen, ist der zeitgenössische Wandel der Intimität, an dem sich die qualitativ empirisch arbeitenden Rolle des Soziologen als Übersetzer besonders gut einstudieren lässt.

Einführende Literatur:

  • Bergmann, Jörg (1985): Flüchtigkeit und methodische Fixierung sozialer Wirklichkeit. In: Wolfgang Bonß/Heinz Hartmann (Hg.), Entzauberte Wissenschaft. Göttingen: Schwarz, S. 299-320.

Anmeldung:

Anmeldungen sind ab sofort bis zum 19.03.2015 über Geventis https://www.geventis.uni-hamburg.de möglich.