Call for Papers: Arbeitszeiten der Zukunft: Selbstbestimmt, geschlechtergerecht, nachhaltig!

Call for Papers
WSI-Herbstforum 2014
Arbeitszeiten der Zukunft: Selbstbestimmt, geschlechtergerecht, nachhaltig!
27./28. November 2014, Berlin

Das diesjährige WSI-Herbstforum widmet sich den Herausforderungen zur (Neu-)Gestaltung von Arbeitszeiten vor dem Hintergrund bedeutender wirtschaftlicher, betrieblicher und sozialer Entwicklungen der letzten Jahre. Zum einen besteht derzeit eine massive Arbeitslosigkeit in Europa, insbesondere in Südeuropa, die evtl. über eine Umverteilung der Arbeitszeit reduziert werden könnte. Zum anderen erfordern aber auch technologische und betriebswirtschaftliche Entwicklungen ein Umdenken. So hat die Nutzung neuer Technologien und neuer Formen der Arbeitsorganisation (z. B. Leistungssteuerung der Beschäftigten über Marktkennzahlen) zu einem signifikanten Anstieg der Arbeitsverdichtung und weiterer psychischer Arbeitsbelastungen geführt. Auch kommt es mit dem Anstieg der Frauenerwerbsarbeit zur Herausforderung, Arbeit und Familie bzw. Pflegetätigkeiten zu verbinden. Aber auch der demografische Wandel stellt Herausforderungen an die Arbeitsorganisation. Ältere Mitarbeiter werden immer unverzichtbarer für Arbeitgeber, jedoch ist ihre Beschäftigungsfähigkeit häufig begrenzt.

Die wachsenden Qualifikationsanforderungen führen darüber hinaus zur Notwendigkeit kontinuierlicher Aus- und Weiterbildung der Beschäftigten während und außerhalb der Erwerbstätigkeit. Dies ist mit hoher Wochenarbeitszeit in Verbindung mit der Erwartung flexibler Einsatzbereitschaft schwer umzusetzen. Nicht zuletzt verändern sich aber auch die Arbeitszeitbedürfnisse von Beschäftigten. Männer wollen mehr Zeit für die Familie und Aktivitäten außerhalb der Arbeit haben, Frauen wollen mehr Zeit in ihre Erwerbstätigkeit und ihr berufliches Fortkommen investieren.

Diese Entwicklungen bedürfen einer vertieften Auseinandersetzung mit Optionen für kürzere und an den Interessen der Beschäftigten orientierte Arbeitszeiten. Flexible Arbeitszeiten und Arbeitszeitoptionen können Beschäftigte unterstützen, z. B. bei der Integration von Arbeit und Leben. Flexible Arbeitszeiten bringen jedoch auch Probleme für die Beschäftigten mit sich: die Intensivierung von Arbeit, zunehmende psychische Erkrankungen und Vereinbarkeitsprobleme deuten darauf hin. Neue Konzepte darüber, wie wir zukünftig arbeiten wollen und wie viel Zeit wir in Arbeit investieren wollen, müssen entwickelt werden. Die Zunahme der Frauenerwerbsarbeit macht zudem die Umverteilung von Arbeitszeiten im Job und im Haushalt unerlässlich.

Das WSI-Herbstforum diskutiert diese Herausforderungen in einer interdisziplinären Perspektive. Die Zeitbedarfe verschiedener Beschäftigtengruppen, Zeit für Familie und Freizeit ebenso wie die Verteilung der Arbeitszeiten von Männern und Frauen stehen im Fokus der Debatte.

Wir interessieren uns vor allem für:

  • Unterschiede zwischen der tatsächlichen Arbeitszeit von Beschäftigten und ihrer Arbeitszeitpräferenzen im Lebensverlauf
  • Konzepte zur Gestaltung betrieblicher Leistungspolitik und Arbeitszeit
  • bessere Integration von Arbeit und Leben
  • Konzepte zur Gewährleistung von Zeitsouveränität der Beschäftigten
  • Genderspezifische Arbeitsarrangements
  • Konzepte zur Arbeitszeitverkürzung

Beiträge für das WSI-Herbstforum 2014 können in Form eines Abstracts (max. 300 Wörter) bis zum 30.06.14 an Toralf Pusch oder Yvonne Lott gesendet werden. Vorträge sind in Deutsch und Englisch willkommen.